Die Freiwillige Feuerwehr Offenbach am Main-Bieber wurde am 17. März 1876 im Gasthaus „Zur Brezel“ gegründet. Die Gründungsurkunde, einige Protokollkassen und Mitgliedsbücher konnten über den Ersten Weltkrieg hinweg gerettet werden. Der weitaus größte Teil der Akten und Bücher, welche im Gerätehaus untergebracht waren, wurden jedoch bei Ende des Zweiten Weltkrieges sinnlos vernichtet, so dass es heute schwer fällt, die Geschichte der Wehr lückenlos aufzuzeigen.
Vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr bestand in Bieber bereits eine so genannte Bürgerwehr. Diese Wehr war eine gesetzliche Einrichtung und jeder männliche Einwohner zwischen dem 20. und dem 60. Lebensjahr war verpflichtet, den Schutz der Gemeinde gegen Feuergefahr und „sonstige Notstände“ (etwa die damals so genannten Zigeunerplagen) zu gewährleisten. Die Leitung der Bürgerwehr lag in den Händen des jeweiligen Bürgermeisters. Jedes Jahr wurde eine Spritzenprobe am Kirchweihmontag abgehalten und den einzelnen Bürgern deren Funktion für das kommende Jahr zugewiesen. Dass bei einer einmaligen Übung im Jahr von einer schlagkräftigen Organisation keine Rede sein kann, liegt auf der Hand. Es kam deshalb immer wieder vor, dass bei Bränden wahllos alles niedergerissen wurde, was nicht notwendig gewesen wäre.
Bieber zählte 1876 etwa 1.800 Einwohner. Der damalige Bürgermeister Philipp Wilhelm erkannte als erster, dass nur eine gut organisierte, auf freiwilliger Grundlage gebildete Feuerwehr, die ihr gestellten Aufgaben lösen konnte. So kam es zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Eine zu diesem Zweck im Gasthaus „Zur Brezel“ abgehaltene Bürgerversammlung, welche von Bürgermeister Philipp Wilhelm und Philipp Eitel einberufen wurde, hatte den Zweck, die Gründung zu akzeptieren.
Durch die Ortsschelle wurden die männlichen Einwohner aufgefordert der Freiwilligen Feuerwehr beizutreten. Innerhalb kurzer Zeit hatten sich 68 Mitglieder gemeldet. Nach dem Vorbild bereits bestehender Wehren ging man an die Arbeit und wählte folgenden Vorstand: Oberkommandant: Bürgermeister Philipp Wilhelm, 1. Kommandant: Alexander Metzler, 2. Kommandant: Johann Gesser, sowie Josef Rupp, Philipp Schultheis, Jakob Zilch und Philipp Eichenauer. Die erste verbindliche Dienstordnung erschien bereits am 3. Juli 1876.
Das Gasthaus „Zur Brezel“ blieb zunächst das Vereinslokal. Die junge Wehr brachte es fertig, bereits innerhalb von drei Monaten vollständig ausgerüstet zu sein. Das erste Kassenbuch weist aus, mit welcher Opferfreudigkeit die ersten Ausrüstungsgegenstände im Gesamtbetrag von 1.176,30 Goldmark bezahlt wurden. Hohe Beiträge, Sammlungen, Einschreibegelder und Verlosungen trugen dazu bei, das begonnene Werk erfolgreich fortzusetzen. Es sei noch erwähnt, dass Bürgermeister Wilhelm einen größeren Betrag vorlegte, und die noch fehlende Summe von der damaligen Spar- und Hilfskasse entliehen wurde. In kurzer Zeit konnte die junge Feuerwehr ihre Schulden abtragen. Zu Anfang war die Wehr in ihrem Gründungslokal „Zur Brezel“ untergebracht, dann siedelte sie in den „Löwen“ über, später zum „Deutschen Kaiser“ und dann zum „Wiener Hof“. Von 1921 bis 1946 hatte sie ihr Vereinslokal „Zur Rose“ bei Kamerad Ludwig Herzing. Danach wechselte man „Zur Harmonie“ über.
Unvergessen bleibt in der Geschichte Biebers der 12. Oktober 1893. Ein Brandstifter trieb sein Unwesen. Innerhalb kurzer Zeit zündete der Feuerteufel Scheunen und Stallungen von drei Bieberer Höfen an. Kurz nach 2 Uhr in der Frühe rückten die Bieberer Feuerwehrleute das erste Mal aus. Noch während der Löscharbeiten am ersten Hof wurde das zweite Feuer gemeldet. Auch das dritte folgte nach kurzer Zeit. Trotz aller Bemühungen konnten die Scheunen nicht gerettet werden. Es gelang aber, das Vieh in Sicherheit zu bringen.